Stegmueller   Wolfgang Stegmüller

Also erinnert habe ich mich an das Referat, als Julian Nida-Rümelin als Kultur-Staatsminister in die Bundesregierung berufen wurde.

Es war 19.., ich weiß nicht mehr genau, wann, jedenfalls war es in München, bei Stegmüller, Prof. Dr. Dr. Wolfgang Stegmüller [lit], um genauer zu sein, wir haben beide bei ihm Philosophie studiert, und in diesem Sommer hatte ich das dritte Referat übernommen, wenn ich mich recht erinnere, und Nida-Rümelin das vierte. Ich kann mich noch erinnern, ich kam mit dem Rad aus Bogenhaus über die Isar, vorbei an der Villa der Manns, quer durch den Englischen Garten. Das Seminar war damals noch in der Kaulbachstraße, gegenüber vom Jesuiten-Kolleg [loc]. Vom großen Seminarraum konnte man quer zur Stabi schauen. Später ist das Seminar in die Ludwigsstraße übergesiedelt, und hat für mich nie wieder an die frühere Atmosphäre anknüpfen können.

Also, ich suchte das Referat wieder heraus und las es. Es war bei Stegmüller auf sehr positive Resonanz gestoßen, und für mich ist es ein Text, der mich mehr als andere Texte von mir daran erinnert, wie ich stets Philosophie studiert hatte: Tief fasziniert von den Fragen der Philosophie, tief abgestoßen von den vielen Schwätzern, die sich auf diesem Gebiet tummeln. Begriffsklärung war für mich das vornehmste Ziel allen Philosophierens, und die von Wolfgang Stegmüller von Suppes [lit] übernommene Methode, dazu mengentheoretische Prädikate zu verwenden, kam meinen Neigungen sehr entgegen.

Das Thema meines Referates war der Utilitarismus. Auf der Grundlage einer Arbeit von John C. Harsanyi (der 1994 zusammen mit John Nash und Reinhard Selten den Nobelpreis erhielt) [lit], Rule Utilitarianism and Decision Theory, ging es insbesondere um die Frage, ob sich Handlungsutilitarismus vom Regelutilitarismus überhaupt unterscheidet. Zwei Autoren (Brandt und Lyons) hatten eine Äquivalenzbehauptung aufgestellt. Folgte man dem Zugang Harsanyis, der auf dem spieltheoretischen Begriff der Strategie die Utilitarismus-Theorien zu rekonstruieren versuchte, war es im Grunde sehr einfach, die Unsinnigkeit dieser Behauptung einzusehen.

- Game Theory, Experience, Rationality. Foundations of Social Sciences, Economics and Ethics in honor of John C. Harsanyi. Werner Leinfellner, Eckehart Köhler, February 1998.
- Julian Nida-Rümelin,
Entscheidungstheorie und Ethik, 1987;
- Julian Nida-Rümelin (zus. m. L. Kern),
Logik kollektiver Entscheidungen,1994;
- Julian Nida-Rümelin,
Economic Rationality and Practical Reason,1997;
Off topic dazu noch eine Bemerkung zum Jesuiten-Kolleg.

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